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Möge das Leben euch aufgehen, Tür um Tür; möget ihr in euch die Fähigkeit finden, ihm zu vertrauen, und den Mut, gerade dem Schweren das meiste Vertrauen zu geben. Was von uns verlangt wird, ist, dass wir das Schwere lieben und mit dem Schweren umgehen lernen. Im Schweren sind die freundlichen Kräfte, die Hände, die an uns arbeiten. Mitten im Schweren sollen wir unsere Freuden haben, unser Glück, unsere Träume: da, vor der Tiefe dieses Hintergrunds, heben sie sich ab, da sehen wir erst, wie schön sie sind. *** Und nur im Dunkel der Schwere hat unser kostbares Lächeln einen Sinn; da leuchtet es erst mit seinem tiefen, träumenden Licht, und in der Helligkeit, die es für einen Augenblick verbreitet, sehen wir die Wunder und Schätze, von denen wir umgeben sind. Und ich möchte euch, so gut ich es kann bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in eurem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben - wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind. Forscht jetzt nicht nach den Antworten, die euch nicht gegeben werden können, weil ihr sie nicht leben könntet. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Lebt jetzt eure Fragen. Vielleicht lebt ihr dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein. **** Ich lebe mein Leben in wachsenden RingenIch
lebe mein Leben in wachsenden Ringen, Ich
kreise um Gott, um den uralten Turm,
Rainer Maria Rilke
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