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Janas
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das
märchen einer träumerin
schmetterling *neuanfang
- neues jahr...
*****
das
märchen einer träumerin
es
war einmal eine träumerin. im traumland war es - wie immer - gut, obwohl
da draussen, im wirklichen leben dinge geschehen sind, die jana nicht
begreift. das geliebte kind starb. die welt droht aus den angeln zu
fallen. das leben scheint absurd geworden, die lebensfreude hängt am
letzten faden. eben noch war da noch kraft, erkenntnis, das grosse
‚ja’! und dann dieser schlag ... jana liegt am boden.
nun, im traum, findet sie sich in einem raum wieder. schön eingerichtet,
in warmen farben gehalten und sehr hell, obwohl die lichtquelle nicht
sichtbar, wohl aber fühlbar ist. da sind viele türen! unverschlossene.
wo
die nur alle hinführen mochten? was sich wohl hinter ihnen befindet? plötzlich
steht eine kleine elfe vor ihr, die sie an der hand nimmt ...
„komm
mit!“, wispert sie ihr zu. jana erhebt sich und folgt vertrauensvoll
ihrer kleinen führerin. sie gehen zur türe ganz links ... als sie sie öffnen,
erwartet sie ein wunderschöner wald mit einem kleinen bach. sie folgen
dem bachlauf und finden die quelle. aus ihr sprudelte frisches wasser,
singt geradezu ... mit dem gezwitscher der vögel zusammen wähnt
sich jana im paradies. da ist eine wassernymphe, die ihr wasser austeilt.
in beiden händen hält sie eine schale, im gleichgewicht ... jana
erkennt: männlich und weiblich haben ihr eigenes gewicht und können in
harmonie da sein. gleichzeitig, nebeneinander, beide ganz, sich
bereichernd. - ja, genau so stellte sie sich das leben auf dieser erde -
das menschliche miteinander - vor ... -
als sie zurückkehren und vom raum in der mitte, den sie nun als ihr herz
erkennt, die nächste türe öffnen, findet sie sich selber wieder,
alleine, an einem feuer, mitten in der nacht ... den vollen mond im rücken.
alle ihre wünsche im feuer wandelnd ...
hinter
jeder türe erblickt jana einen teil ihres
lebens, bewusste und unbewusste bereiche ... hinter der türe zu ihrer
beruflichen perspektive wird sie mit der kraft ihres willens konfrontiert
und begreift: mein wille ist gefragt ... nur was wir wirklich von herzen
wollen und tun, resonniert und bringt früchte ... halbherzigkeiten führen
in sackgassen!
als sie schlussendlich wieder in der mitte ihres herzraumes anlangt, legt
sie sich dankbar wieder auf die erde nieder und spürt, wie sehr sie das
neue willkommen heisst, wissend, dass sie die mitgestalterin ist, die
drehbuchschreiberin und nicht einfach kulisse oder mitspielerin. doch da
ist auch tiefe demut in ihr, das erkennen, dass sie die letzten dinge
nicht in der hand hat. tiefer frieden macht sich in ihr breit, vertrauen!
die flügel, eben noch zerknittert, liegen schön und offen ausgebreitet
neben ihrem körper, als sie erwacht.
©
by dm/Jana
schmetterling
prolog
tausend
schmetterlinge kommen mir in den sinn... die auf dem grab, die auf dem
trinkglas, die auf den vorhängen, die aus den gedichten und geschichten,
die ich geschrieben habe. sogar die längst vergessen geglaubten im bauch.
schmetterlinge begleiten mein leben. ich sitze auf dem sofa, denke an
schmetterlinge und höre ‚queen’, es ist abend, der besuch ist
gegangen und ich fühle mich gut, geborgen, getragen ... mein blick
schweift hinüber zu einem bilderbuch über den werdegang eines
schmetterlings: die befruchtung, das eierstadium, die geschlüpfte raupe,
die sich vollfrisst, die verpuppte raupe im kokon. dann das wunder der
wandlung und schliesslich schlüpft das wunderschöne tier, der
schmetterling! metamorphose. verwandlung. leben – tod – leben.
ewigkeit. freiheit. ach, dass kennen wir alle. ich schliesse die augen und
kugele mich ein. in mir wird’s ruhig.
das bild
eines schmetterlings steigt auf, der eine schildkröte umkreist. bin schildkröte und
schmetterling zugleich, schaue und höre ihnen zu:
die
schildkröte tappt erdbeerenkauend über das morgendlichfeuchte gras. es
ist bald sommer. blumen auf der wiese. erste schmetterlinge flattern
umher. einer landet auf schildkrötes panzer.
„was ist denn das?“
fragt sie mehr sich, als jemanden anderen.
„hallo, ich heisse schildkröte,“
hört sie da unter sich die antwort auf ihre frage. „falls du gemeint
hast, du seiest auf einem stein gelandet, täuschst du dich. und wenn du
gemeint hast, dass ich dich nicht spüre, dann täuschst du dich noch
mehr! ich habe zwar einen panzer, der mich ganz gut schützt, aber dennoch
bin ich sehr empfindlich, ich spüre alles!“ murmelt schildkröte, die
schon sehr lange auf dieser erde herumtappt. schmetterling, kaum ein paar
tage vorher geschlüpft, hüpft auf. endlich jemand, der ihm noch ein paar
dinge über das leben erzählen kann?
„hallo, ich heisse schmetterling!“
flüstert er begeistert.
„weiss ich doch...,“ murmelt die alte
schildkröte, nicht unfreundlich, aber nicht bereit, sich von einem grünschnabel
die welt erklären zu lassen ...
„ich war übrigens auch in so einem
panzer drin, weisst du, und da bin ich dann, als die zeit reif war und es
mir zu eng geworden ist, rausgeschlüpft ...!“ das ist nun doch was
neues für schidkröte. solche nebensächlichkeiten hatten ihn nie
sonderlich interessiert.
„was! du bist da einfach rausgeschlüpft? also,
das kann ich jedenfalls nicht ... und ... ehrlich gesagt ... das will ich
auch gar nicht, denn mir ist es ganz wohl in meinem panzer! wenn jemand
kommt, der mir nicht passt, ziehe ich meine arme und füsse ein, sogar den
kopf und dann bin ich einfach gut geschützt und niemand kann mir weh
tun!“ einen moment fühlt sich schmetterling elend, weil er diesen rückzugsort,
der ihm eins heimat war, für immer verlassen musste ... ja, für ihn
gibt es kein zurück mehr ...
„nun... ja, das kann ich nicht
mehr....“, murmelt er, „aber... eigentlich will ich es auch gar
nicht... denn wenn ich da drinnen hocke, sehe ich ja nicht, wo die blumen
sind! sehe nicht wo die feinsten brennesselblätter wachsen.... sehe
nicht, wo die andern schmetterlinge herumfliegen... ach, weisst du, von
hier oben, ist die welt bestimmt schöner, als da unten, wo du immer
rumkriechst....“ nun war er denn doch ein bisschen zu weit gegangen,
fand schildkröte.
„nun mach mal halblang, du kleiner besserwisser!“
unterbrach er ihn. du hast vielleicht eine bessere aussicht, hast sogar
die übersicht von dort oben, aber ich glaube kaum, dass deine welt schöner
aussieht als meine..... weisst du, es ist die genau gleiche welt. wir
sehen sie bloss anders! deine sicht ist für dich genau richtig und meine
für mich! oder, wieso meinst du, dass ich so bin und du so? aber, ich
glaube, um dies zu verstehen, bist du noch zu jung?!“
„na, tu nun
nicht so beleidigt! ich lebe genau so lange wie du, hat meine mama gesagt!
nur geht für mich die zeit schneller rum! aber im grunde ist es doch
egal, ob du so bist und ich so... mir jedenfalls wärs langweilig, wenn es
hier bloss schmetterlinge gäbe und keine käfer, schildkröten, bäume,
steine, blumen und überhaupt nichts anderes!“
„wahrlich, das hast du
gut gesagt, schmetterling.....“ brummelte schildkröte und packte sich
die nächste erdbeere, die er mit genuss verzehrte. „und gut, dass meine
menschen wissen, was ich mag!!!!!!“
©
by dm/Jana

neuanfang
- neues jahr...
neu?
wirklich wahr? dabei ist es eine alte geschichte, die ich lebe: liebe und
hass, krankheit und gesundheit, glück und zeiten der prüfungen sind
unsere alltäglichsten und universellsten erfahrungen. polar und sich überall
wiederholend, aber doch sind keine zwei gleich, jede ist ein anderer
fingerabdruck des lebens. und das ist es, was leben, was wahrnehmen, was
schreiben ausmacht: wir verbinden unsere erfahrungen im biologischen sinn
mit der schöpfung selbst. und bringen sie nach hause zurück. das leben,
das grosse rad, die immer wieder kehrende melodie, aus nur sieben grundtönen
komponiert ... wie kann ich da von ‚neu’ reden, von neuem jahr? ist
dieses neue doch nur definiert durch unseren kalender? das gefühl von neu
ist dennoch da. unerklärliches wunder. wie das schreiben. eine rückverbindung
mit der quelle in mir ... plötzlich kommt da frisches wasser statt dem
braken von gestern. kalt, erfrischend ...
könnten
wir noch da sein, würden wir überhaupt noch da sein ohne diese rituellen
neuanfänge? oder hätten wir menschen uns längstens verloren ohne diese
wunder der rückverbindung, ohne frisches wasser, ohne neue melodien?
ich
tanze. die musik pulsiert in meinem blut. alle gedanken kommen zur ruhe.
jeder ton resonniert, vibriert in den zellen ... ordnet, belebt ... der körper
fliesst ohne mein dazutun. ich gebe mich diesem klaren fliessen hin und
lasse mich tragen ... da ist leben pur in mir ... neu fühle ich mich,
erneuert belebt ... so lebendig, wie schon lange nicht mehr ... ich tue
mir gut ... ich geniesse es ...
pause.
frisches
wasser trinke ich und denke. denke an die menschen mit denen ich hier bin,
in diesem raum, auf diesem planeten. die einheit und verbundenheit, die
ist, die freie wahl, den weg der heilung zu gehen.... traurigkeit mischt
sich in mein sattes lebensgefühl. dieser basston meines lebens.... alle
farben sind da, wollen gesehen werden ...
da
kommt nora in meinen gedanken. sie hat ein geschwür im unterleib
entfernen lassen. ihre kleine tochter ist knapp halbjährig. vielleicht
hat nora krebs und wird sterben.
da
ist melanie, gerade noch neunundzwanzig kilo leicht, schwerst magersüchtig,
lehnt dieses leben, dieses frausein ab..... und wird vielleicht
sterben.
da
ist elvira, schwer krank, altersbedingt ans haus gebunden, praktisch
blind, abhängig von der hilfe des partners, ihr längst erwachsener sohn
hat sich das leben genommen.... und sie lebt noch immer, wo sie doch so
alt und voller schmerzen ist und vor dem tod keine angst mehr hat, das
leben aber kaum mehr erträgt.
ich
sitze einfach da, die musik geschieht ohne mich, die rhytmen sind
irgendwo, weit weg. schwere will mich in den boden saugen, meine eigenen
probleme schrumpfen in sich zusammen. die energie des leidens dieser
vielen menschen lähmt mich.
der
wunsch nach der landschaft diesseits der tränengrenze taugt nicht,
erinnert mich hilde domin, auch der wunsch, den blütenfrühling zu
halten, der wunsch, verschont zu bleiben, taugt nicht. nein, leben heisst
nicht ‚geschont werden’, aber auch nicht leiden. denn leiden brauche
ich nicht, es ist zwar da, und ich kann lernen, aber ich bin dazu da, im
licht zu gehen.... trotz der schatten ...
‚turn
your face to the sun and you will not see the shadows’, singt es aus dem
lautprecher. ob das die lösung ist? einfach wegzuschauen? oder ist es
nicht weg- sondern hinschauen? hinschauen ins licht? und zu merken, dass
leben mich immer wieder über neue schwellen fliessen lässt, ....und dass
der wunsch taugt, dass die frucht so bunt wie die blüte sei, dass noch
die blätter der rose am boden eine leuchtende krone bilden. ich bin froh,
dass die gedanken von hilde domin mich berühren und trösten. wie schon
oft ...
und
so fliesse ich wieder in die klänge zurück und lasse mich weiterspülen
...
im tanz des lebens.
©
by dm/Jana
Kontakt unter: jana@elterntreffpunkt-girasol.ch
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by girasol-team
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